Fröbel Jahresbericht 2023: Zusammen. Für Kinder. - Flipbook - Seite 89
Heilpädagogin und Mitarbeiterin der Björn Schulz
Stiftung, gab einen Einblick in die Arbeit einer
Kindertrauergruppe. Dass Kinder anders trauern
als Erwachsene, erläuterte Rebecca Vandrey an
eindrücklichen Beispielen aus ihrer Arbeit. Ohne
Zeitverständnis beispielweise könnten Kinder auch
die Bedeutung des Todes noch nicht erfassen. Sie
bräuchten oft besondere Unterstützung, um über
ihre Gefühle und ihre individuelle Situation überhaupt zu sprechen.
Bestätigt wurden diese Erfahrungen von Robert
Gärtner, Diplom-Pädagoge bei Fröbel. Erwachsene
könnten ihre Trauer und ihre Gefühle angesichts
des Todes oft selbst nur schwer ausdrücken und
damit den Kindern kein Vorbild sein. In der Kita
hingegen könne der Raum geschaffen werden, um
das Thema zu besprechen. Beispielsweise könnten
Fachkräfte helfen, die biologischen Grundlagen für
Leben und Sterben zu erklären und Kinder immer
wieder ermuntern, sich durch Austausch und
Gespräche Entlastung zu schaffen.
Alles beginnt mit der Zeit: Vermittlungsansätze und pädagogische Praxis
Ausgehend von dem Ort und der aktuellen Ausstellung wurde der Blick auch auf künstlerische
Zugänge gelenkt: Welche Vermittlungsarbeit
können Ausstellungen und Museen bei diesem
besonderen Thema leisten? Mehr noch als „un_
endlich“, die für Kinder ab zwölf Jahren empfohlen
wird, richtet sich die seit Jahren erfolgreich durch
die Bundesrepublik wandernde Ausstellung
„Erzähl‘ mir was vom Tod“ direkt an die junge
Altersgruppe.
Claudia Lorenz, Kuratorin und Leiterin vom Alice
Museum für Kinder im FEZ, stellte die Ausstellung vor und berichtete von den anfänglichen
Irritationen, die das Ausstellungskonzept in den
ersten Jahren hervorrief. Auch in „Erzähl mir was
vom Tod“ ist der Ausgangspunkt der Beschäftigung mit dem Tod das Konzept von Zeit. Mit dem
Narrativ einer Reise erhalten die Besucherinnen
und Besucher einen Reisepass für „die andere
Seite“ – Rückkehr garantiert. Der langanhaltende
Erfolg der Ausstellung bestätige jedoch, welche
Gesprächspotenziale die Auseinandersetzung mit
dem Tod gerade für Kinder und Familien biete,
erläuterte Lorenz.
Wie präsent die Endlichkeit des Lebens im KitaAlltag ist, vor allem auch in Ereignissen, die den
Erwachsenen unwesentlich erscheinen, schilderte
Maike Erben, Leiterin des Fröbel-Kindergartens
Charité Mitte. Kinder träfen häufig in ihren Alltagsbeobachtungen auf Tod und Vergänglichkeit,
zum Beispiel beim Entdecken und Erforschen von
Pflanzen und Tieren in der natürlichen Umgebung.
Aber auch bei Todesfällen in Familien seien Fachkräfte in den Kitas häufig wichtige Ansprechpartner für Kinder und Eltern. Eine große Chance sei
das natürliche Interesse der Kinder an allen
Dingen, die sie umgeben, so Maike Erben.
Das breite Interesse an der Veranstaltung und der
lebendige Austausch mit den über 100 Teilnehmenden zeigte, wie wichtig und präsent das
Thema ist. Den Fachkräften aus der pädagogischen
Praxis bot der Fachtag zahlreiche konkret anwendbare Impulse für Gesprächsanlässe und den
alltäglichen Umgang in der Kita.
Einig waren sich die Gesprächsgäste im abschließenden Resümee, dass eine gute Begleitung von
Kindern zum Thema Tod – gerade angesichts der
zahlreichen Konflikte und Kriege weltweit – unerlässlich ist. Eine so mutige Ausstellung wie die
im Humboldt Forum leistet dabei einen großen
Beitrag, das Thema selbstverständlicher in unserer
Alltagskultur zu verankern.
Fröbel kooperiert seit 2021 mit der Stiftung
Humboldt Forum im Berliner Schloss. Jährlich
werden parallel zu wechselnden Ausstellungen
Fachveranstaltungen angeboten.
89